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Hängender Garten der Semiramis
In der kursierenden Überlieferung wurde der Hängende Garten oftmals mit der sagenumwobenen assyrisch-babylonischen Semiramis (etwa 775 v. Chr.) in Verbindung gebracht und darum nach ihr benannt.
Die älteste Quelle, das Werk "Persica" des königlichen Leibarztes Ktesias (um 400 v. Chr.), betont jedoch ausdrücklich, dass der kunstvolle Garten nicht von Semiramis, sondern von einem späteren König zu späterer Zeit errichtet wurde.
Neben Datum und Bauherr ist auch der genaue Standort des Hängenden Gartens in Babylon unbekannt. Als mögliche Schöpfer werden Nebukadnezar II., Syros, Semiramis II. oder Cyrus genannt. Immer wieder werden in den Überlieferungen die guten Wasserschöpfmöglichkeiten erwähnt. Deshalb ist der Hängende Garten wahrscheinlich bei der Südburg Nebukadnezars II. zu suchen. Die Ausgrabungen im alten Euphratbett dicht an der Südburg haben die Ruine eines Bollwerkes aus Brandziegeln und Asphaltmörtel freigelegt, das einst unheimlich klotzig ausgeführt worden war, um als Westschutz gegen den Wogenschwall des Euphrat zu dienen. Das nordsüdlich dem östlichen Euphratufer vorgelegte Bollwerk hatte etwa die Gestalt eines Rechteckes von 197,5 x 106,5 m² mit zwei westlich vorgemauerten Verstärkungen. Im annäherungsweise quadratischen Südteil wäre Platz für den Aufbau einer ansehnlichen Gestaltung besonderer Art gewesen. Es ist auch denkbar, dass der Ausbau der Schanze zum Hängenden Garten erst später zur Zeit der Herrschaft der Perserkönige (Dareios II. Nothos, 425-404 v. Chr. und Mnemon, 404-361 v. Chr.) in Babylon erfolgte.
Offenbar erhob sich also auf dem quadratischen Südteil des Euphratschanzenmassives in Stufenpyramidenform das Konstruktionsskelett eines 25 m bis 30 m hohen künstlichen Bergterrassengartens von 100 m Basisseite. Die dicken Mauern und Pfeiler dieses Aufbaugerüstes waren nach den Klassikern größtenteils aus Brandziegeln ausgeführt. Unter den einzelnen Stufenabsätzen sollen sich flachgedeckte oder gewölbte Gänge von 3 m Weite hingezogen haben. Die Abdeckung über den Stockwerkdeckenbalken hatte zuerst eine Unterlage von Rohr mit viel Asphalt, darauf eine doppelte Lage von gebrannten Ziegeln in Gipsmörtel eingebettet und als dritte Schicht bleierne Platten. So wurde ein Durchsickern der Feuchtigkeit des aufgeschütteten Humus in die Tiefe der Gänge verhindert. In die abgeglichene Humusfläche waren mannigfaltige Bäume eingepflanzt.
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